Zu- und Umbau Schloss Hartberg

Anerkennungspreis beim offenen Realisierungswettbewerb
12/2009-01/2010
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1. Städtebauliche Überlegungen

Die beiden Zubauten fügen sich zurückhaltend und selbstverständlich in das historische Ensemble von Schloss und Park ein und entwickeln aus ihren speziellen Orten und Anforderungen eigenständige Typologien und Baukörper.
Das neue Eingangs- und Erschließungsgebäude im Westen wird möglichst kompakt gehalten und versteht sich als ein Teil der Naturstein-Schlossmauer, als deren Verdickung im Bereich des ehemaligen Turms. Der Anschluss an das Schloss erfolgt in Höhe der Bestandstraufe, ansonsten richtet sich die Höhe des Zubaus nach der Höhe der Schlossmauer.
Der Zubau Ost wird als Landschaftselement entwickelt und fügt sich in den Park so niedrig und organisch wie möglich ein. Jene Fläche des Parks, die für den Zubau geopfert werden muss, wird als Dachgarten dem Park in besonders schöner Form wieder zurückgegeben, so dass die öffentlich benutzbare Parkfläche durch den Zubau nicht verkleinerz wird.

2. Baukünstlerische Aspekte

Der Zubau West wurde als schlichtes und minimalistisches Gefäß geplant, eine aus Wärmeschutzbeton gegossene kubische Form, die mit wenigen rechteckigen Fensteröffnungen Bezug nimmt auf die Lochfassaden der historischen Gebäude. Die Unterschiedlichkeit und Lebendigkeit der bestehenden Öffnungen wird im Zubau fortgesetzt. Die großen Öffnungen in der Betonform werden als Kastenfenster in Holz ausgeführt, bei denen die Isolierglasebene innen liegt und in deren Zwischenraum der Sonnenschutz geführt ist.

In gleicher Weise unterordnend verhält sich der wesentlich größere Zubau Ost, der aber nicht als Teil der Schlossmauer aufgefasst wird, sondern als Teil des Parks. Um den ökologischen Charakter des Zubaus zu unterstreichen, werden die oberirdischen Teile als Holz-Glas-Konstruktion und das Dach als Duftgarten der Naturkosmetikfirma vorgeschlagen. Der duftende und blühende Dachgarten dient als Visitenkate, als sichtbares Zeichen eines Natur verbundenen und harmonischen Firmenkonzepts.
Das Produktions- und Lagergeschoß wird als Betonwanne tief in den Park eingesetzt, so dass die nördliche Zulieferung von der Straße ebenerdig erfolgen kann. Belichtet wird der Produktionsbereich über großzügige Glasdächer, die zugleich den Einblick für die Besucher in die Produktionsvorgänge frei geben.

Die Zahl der Stützen der tischartigen Dachkonstruktion ist minimiert: Stützen stehen nur dort, wo sie in beiden Geschossen nicht stören. Aus der so ermittelten unregelmäßigen Stützenstellung ergeben sich unterschiedliche statische Anforderungen an den Trägerrost des Daches. Die unterschiedlichen Anforderungen erzeugen eine veränderliche Trägerhöhen und organisch geschwungene Unterkanten der Träger, die mit kreuzweise diagonal verlegten Latten zu einer gebauchten Fläche geschlossen werden.
Hier vertauschen Landschaft und Architektur ihre Rollen: Das präzise Quadrat des Dachgartens mit seiner gärtnerische Ausgestaltung wird zum architektonischen Teil des Parks, die organische Untersicht des Daches holt Elemente der Landschaft in das Innere des Gebäudes und erzeugt ein sinnliches und Identität stiftendes Ambiente für die Präsentation der Naturkosmetik. Die Deckeuntersicht hat zudem hervorragende akustische, Lüftungs- und Licht-technische Eigenschaften.


Auftraggeber/Auslober: HSI Hartberg Standortentwicklung und Immobilien GmbH
Tragwerksplanung: Bollinger-Grohmann-Schneider Zt GesmbH
Gebäudetechnik: Dr. Jochen Käferhaus
Mitarbeiter: René Waclavicek, Christian Scheiber, Lukas Allner, Lukas Bramhas