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Auftraggeber: Daniela Zyman, Gilbert Bretterbauer
Statik: Dipl.-Ing. Oskar J. Graf
Nutzfläche: ca. 220 m2
Wohnloft Wien 7
Wohnung und Atelier
01/2003–08/2003
Das Wohnloft ist der Umbau einer ehemaligen Druckerei in eine Wohnung mit Atelier. Der großzügige Loftcharakter des Bestandes sollte so weit wie möglich erhalten werden. Gleichzeitig sollten Rückzugsmöglichkeiten und Privatzonen für eine Familie mit drei Kindern, Gästen und Arbeitsbereichen entstehen. Der neu geschaffene räumlich differenzierte Körper eröffnet eine zweite Wohnebene und vereinigt wie ein überdimensionales Möbel alle Bedürfnisse des Wohnens in einer einzigen durchgehenden Konstruktion.
Unter loftartigem Wohnen verstehen wir große und rohe (industrielle) Räume, die temporär mit Hilfestellungen für das Wohnen ausgestattet werden. Dieser Gedanke stößt bis jetzt bei den Sanitärräumen an seine Grenzen, da diese mit baulichen Infrastrukturleitungen versorgt werden müssen, sich daher also zwangsläufig mit dem Gebäude auseinandersetzen und an dieses anpassen. Das heißt, Badezimmer gestalten und strukturieren die Oberfläche des Raumes, aus der sie ihre Ver- und Entsorgung beziehen.
Die Badestelle dreht dieses Prinzip um. Sie stellt sich sichtbar in die Mitte des Raumes und wird von allen Seiten mit Funktionseinheiten bestückt: Warmwasserboiler, Badewanne, Waschtisch mit Spiegel, Dusche, WC, Wäscheständer, Handtuchhalter, verschiedene Leuchten, Ablagen und Regale.
"Die Badestelle" ist ein Mobiliar, das alle Funktionen eines Badezimmers in sich aufnimmt, das Zimmer selbst aber so weit wie möglich in Ruhe lässt. Der Boden des Raumes ist als Gefälleestrich ausgebildet und abgedichtet. Die Badestelle selbst wurde aus Stahlformrohren zu vier Elementen verschweißt, pulverbeschichtet und vor Ort zusammengeschraubt. Sie steht mit höhenverstellbaren Füßen auf dem Estrich. Die Übergabe der Infrastruktur erfolgt gebündelt über wenige Stellen im Fußboden. In genauer Planung wurden alle Bohrungen und Montagevorrichtungen für Standard-Sanitärgegenstände, Standard-Armaturen und die offen geführten Leitungen vorgesehen. Die Montage vor Ort war dann für zwei Personen in einem halben Tag möglich.
Wenngleich Baden und Waschen oft Akte des individuellen Rückzugs darstellen: bei mittig gestellter Badestelle und gleichzeitiger Benützung durch mehrere Familienmitglieder kann es auch kommunikativ und lebendig werden. Es gibt Durchblicke, Anblicke und Fenster mit Ausblicken. Viele Teile sind beweglich und die Benützer stehen nicht mehr mit dem Gesicht zur Wand.
Ähnlich wie bei einer guten Küche wurden die Abläufe und Handgriffe verschiedener Waschhandlungen durchdacht, berücksichtigt und für den Wellness-Komfort optimiert.
Die Badestelle ist ein ortsunabhängiger Prototyp. Eine Maschine. Eine Maschine zum Leben.
Da das Loft gemietet wird, ist es ein angenehmer Gedanke, das gesamte Badezimmer bei einem eventuellen Umzug einfach mitnehmen zu können…