Michael Wallraff ZT GmbH, Fritz-Hahn-Gasse 3/13, A-1100 Wien, T + F +43 1 585 75 80, office@wallraff.at, Imprint, Privacy policy
Vertikaler öffentlicher Raum
Michael Wallraff - 2011
Ausgangssituation
Durch das explosionsartige Wachstum der Weltbevölkerung leiden viele Regionen - vorwiegend in den wenig entwickelten Staaten Afrikas und Asiens - unter einer enormen Bevölkerungsdichte. Als Folgen treten Hunger, Armut, Mangelerscheinungen, ökologische Probleme, Epidemien und wirtschaftliche Stagnation auf.
In der letzten Zeit haben äußerst schnell entwickelte Stadtteile in Asien schockierende Proportionen und brutale urbane Zustände erreicht. Die gegenwärtig größte Herausforderung für Stadtplaner und Architekten liegt in der Entwicklung sehr dichter und zugleich Menschen würdiger Stadtstrukturen. Dabei spielt die Ausbildung des öffentlichen Raumes eine zentrale Rolle.
Öffentliche Räume sind in den heutigen Großstädten horizontal und zwischen Gebäudeblöcken angeordnet. Stadtplanungskonzepte, Flächenwidmungen und Grundstückskataster denken und definieren die Städte zweidimensional. In mittelalterlichen Städten hingegen waren öffentliche Räume differenzierter angelegt und ließen sich daher auch vielfältiger nutzen. Zufällig entstandene Freiräume wurden dreidimensional wahrgenommen, öffentliche Räume ebenerdig wie in der Vertikalen erschlossen. Gegenwärtige Konzepte schließen an solche traditionellen Raumnutzungen nicht an. Doch die programmatische Durchsetzung dichter Stadtkerne mit dreidimensionalen Freiräumen birgt enormes Potential.

Ausgabe: Vertikaler Öffentlicher Raum
© SCHIENERL D/AD
Buch
Das Buch dokumentiert unsere dreijährige Forschungstätigkeit zum vertikalen öffentlichen Raum. Es zeigt eine Auswahl von Denkmodellen zur Neuinterpretation des öffentlichen Raums in dichten Großstädten. Die Untersuchungen orientieren sich an realen urbanen Situationen und integrieren experimentell und prototypisch, öffentlich nutzbare Bereiche in Zwischenräumen oder in Gebäudehüllen. Strategisches Ziel sind urbane Strukturen aus flüssigen, jederzeit rekonfigurierbaren Räumen und aus Energie generierenden, Licht modulierenden Hüllen. Die vertikalen Freiräume öffnen sich differenzierten Anforderungen dynamischer Nutzungsszenarien und setzen einen Impuls zur Neuinterpretation urbaner Dichte und für eine zukunftsweisende Stadterneuerung. Öffentliche Räume dürfen nicht als Lücken zwischen den Häusern übrig bleiben, sondern müssen aktiv als Gebäude oder Gebäudeschicht in die Stadt integriert werden.
In mehreren Textbeiträgen kontextualisieren Fachleute unterschiedlicher Disziplinen die Bedeutung vertikaler öffentlicher Räume und vertiefen die Fragestellungen, die wir in unserem Forschungsprojekt verfolgen:
Wie kann öffentlicher Raum zu einem strukturellen Bestandteil einer dichten, innerstädtischen Bebauung werden?
Welches Potenzial haben multifunktionaler Dach- und Fassadenlandschaften, die in die Vertikale gekippt eine Art Zwischenraum zwischen Innen und Außen, zwischen Gebäude und Freiraum, zwischen Stadt und Natur bilden?
Wenn Städte als dreidimensionaler Baugrund dienen, vertauschen „Landschaft“ und „Stadt“ ihre Rollen. Die Architektur des öffentlichen Raumes mutiert zu Besiedlungsform zweiter Ordnung. Wie können landschaftliche Qualitäten in Architektur und Stadtplanung übersetzt werden?
Was bedeutet eine offene Lebensumgebung?
Welche Strategien fördern eine sozial und kulturell nachhaltige Nutzung der Ressource Raum?
Können vertikale öffentliche Räume und ergänzende Infrastrukturen zu Reduktion von Individualverkehr und Stabilisierung dichter Wohnflächen führen?



Vertikaler Öffentlicher Raum
© SCHIENERL D/AD
Das zweisprachige Buch (deutsch / englisch) richtet sich an Schulen und Universitäten ebenso wie an Planungsstellen der öffentlichen Hand, an gewerbliche oder private Projektentwickler, an Planer unterschiedlicher Fachrichtung und an eine breite Öffentlichkeit.
Herausgeber: MAK Wien
Verlag: Verlag für moderne Kunst Nürnberg
Sprache: deutsch/ englisch
Veröffentlicht: 18. Oktober 2011
mit Beiträgen von:
Klaus Bollinger/ Arne Hofmann
Brigitte Felderer
Bart Lootsma
Christoph Thun-Hohenstein
Bärbel Vischer