Das Haus ohne Eigenschaften 2


05/1998-02/1999
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Vorgangsweise:

1. Ein verbrauchtes Bürogebäude wird entkleidet und auf seine Stahlbetonkonstruktion reduziert: Platten, Kerne, Stützen.

2. Entgegen der horizontalen Schichtung der Geschoßplatten wird ein vertikaler Freiraum durch die Geschoßdecken eingeschnitten.

3. Der Bestand wird zum Freiraum hin durch semipermeable Membranen räumlich und klimatisch weitgehend geschlossen.

4. Die Häute sind für gewisse räumliche Teilchen (Transistoren) durchlässig.

5. Diese Transit-Kapseln sind Zwischenräume, Schwellenräume, die weder dem einen Bereich (Bestand), noch dem anderen (Freiraum) angehören. Sie sind als „Niemands-Räume“ (Funktions)leer und eigenschaftslos. Die Haut selbst bildet sozusagen Schleusen aus, die Besitz-, Macht- und Gebäudegrenzen in Frage stellen.

6. Der Freiraum, die Schlucht, funktioniert wie ein vertikaler Park: Bestimmende Elemente sind eine komplexe, raumbildende Wegführung und die Oberfläche des (Nähr)Bodens (= der Wände) selbst.

7. Wichtig ist eine vom Gebäude unabhängige Erreichbarkeit, eine eigene Erschliessung, die sich parasitär unter/hinter/in der Haut des Bestandes entwickelt und ebenso wie die Schlucht 24h täglich der Öffentlichkeit zur verfügung steht. (Aussenraum!)

8. Der archaische, ja sakrale (spirituelle) Charakter des Gefüges, lässt Begriffe wie „Haus“, „Programm“ oder „Emotion“ auch auf metaphorischer Ebene hinter sich, da der Eingriff lediglich auf den Ebenen der sozialen Kontextualität (Städtebau), der Konstruktion (Skulptur) und der Transzendenz (Entleerung) diskutiert wird.

MW
30.11.1998


Auftraggeber/Auslober: Österreichisches Bundeskanzleramt
Projektpartner: Wolfgang Tschapeller
Tragwerksplanung: Klaus Bollinger
Mitarbeiter: Jörg Bihain

 

English Summary

 

Haus ohne Eigenschaften 2 / House without Qualities 2 is an intervention into an existing insurance building in Vienna. The used office building from the 1950s will be stripped down to its reinforced concrete skeleton and a new structure of a second order will be built on this vertical site. Project realised in the context of the Schütte-Lihotzky-Grant of the Austrian Federal Chancellery.